29.05.2009 07:57 DFB-Pokal Frauen DFB.DE EXKLUSIV
Ratzeburg: „Wir wollen jetzt den nächsten Schritt gehen“
Das 25. DFB-Pokalendspiel der Frauen in Berlin wird am Samstag auch das letzte gemeinsam mit den Männern sein. Ab 2010 werden die Frauen ein eigenständiges Finale an einem anderen Ort austragen. Grund genug für Hannelore Ratzeburg, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, auf knapp ein Viertel-Jahrhundert Frauen-Endspiele in Berlin zurückzublicken.
Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz erzählt Hannelore Ratzeburg von bleibenden Eindrücken und unvergesslichen Erlebnissen, erläutert, wie es dazu kam, dass die Frauen gemeinsam mit den Männern nach Berlin gingen und blickt voraus auf die Zukunft eines eigenständigen DFB-Pokalfinales der Frauen.
Frage: Wie kam es 1985 dazu, dass die Frauen mit den Männern gemeinsam nach Berlin gingen?
Hannelore Ratzeburg: Das Pokalfinale wird von den Frauen ja seit 1981 gespielt. Übrigens von Anfang an als Doppelveranstaltung mit dem Finale der Männer. Damals wurden die Spiele noch an verschiedenen Orten ausgetragen, wie in Stuttgart oder Frankfurt am Main. Allerdings waren die Zuschauerzahlen für die Frauen nicht zufrieden stellend und wir hatten schon zu jener Zeit das Gefühl, dass wir insgesamt einen besseren, einen anderen Rahmen brauchen. Vor allem, um für den Frauenfußball werben zu können. Denn in dieser Phase wollten wir ja noch Werbung für den Frauen- und Mädchenfußball machen. Es gab dann beim DFB Überlegungen den Standort Berlin mit attraktivem Sport zu stützen und das Pokalendspiel längerfristig dorthin zu vergeben. Ich habe mich dann dafür eingesetzt, dass auch das Spiel der Frauen in Berlin ausgetragen wird. Das hat bei den Vereinen großen Zuspruch gefunden. Vor allem, weil man sich eine größere Resonanz in der Öffentlichkeit erhoffte.
Frage: Damals war die Zeit also noch nicht reif für eine eigenständige Veranstaltung?
Ratzeburg: Wir hatten 1981 - was die Zuschauerzahlen angeht – ja nicht so große Ansprüche. Denn zu dieser Zeit gab es noch keinerlei Erfahrungen, was mit Frauenfußball erreicht werden kann. Die Träume von einer größeren Kulisse fingen erst an, nachdem wir 1989 mit der Frauen-Nationalmannschaft im EM-Finale mit 22.000 Zuschauern ein volles Haus in Osnabrück hatten. Da wurde deutlich: Es geht durchaus etwas mit Frauenfußball. Aber Vereinsfußball war zu jener Zeit noch nicht so gut zu vermarkten. Deshalb fand ich es eine tolle Idee, dass wir die beiden Pokalendspiele als DFB-Highlight zum Ende der Serie austragen, um so auch auf Frauenfußball aufmerksam zu machen. In Berlin haben wir eine starke Medienpräsenz, die Spiele werden live übertragen, wir haben gute Einschaltquoten und viel Prominenz aus Politik, Sport und Wirtschaft im Stadion.
Frage: Welche Erinnerungen sind für Sie, nach fast einem Viertel Jahrhundert Frauen-Endspiele in Berlin, die stärksten?
Ratzeburg: 1998 standen der MSV Duisburg bei den Männern und der FCR Duisburg bei den Frauen im Endspiel. Aus Solidarität waren schon sehr viele Duisburger Fans während des Spiels der Frauen im Stadion und sie haben die Mannschaft tüchtig angefeuert. Und - das war ganz clever - die Frauen hatten damals ganz bewusst für ihre Trikots die gleichen Farben gewählt, wie die Männer. Ansonsten kann ich mich noch sehr gut an das Finale 2003 erinnern, das an Dramatik kaum zu überbieten war. Im Spiel des FCR 2001 Duisburg gegen den 1. FFC Frankfurt – dem letzten Auftritt von Martina Voss, ehe sie ihre Karriere als Spielerin beendete - verursacht ausgerechnet sie durch ein Eigentor die Niederlage ihrer Mannschaft. Das war unheimlich dramatisch und hat uns alle sprachlos gemacht.
Frage: An die anschließende Ehrungszeremonie können Sie sich sicher noch sehr gut erinnern?
Ratzeburg: Oh ja, ich weiß noch genau, dass die Duisburgerinnen überhaupt nicht zu trösten waren. Ich habe damals bei der Medaillenübergabe auch gar nichts gesagt. Jedes Wort wäre in dieser Situation wohl falsch gewesen.
Frage: Wie kam es schließlich zu den Überlegungen, ein eigenständiges Finale auszurichten?
Ratzeburg: Zum einen waren die den beiden Frauen-Finalisten zur Verfügung gestellten Kartenkontingente immer schneller vergriffen. Zum anderen zeigten gerade die Spiele der Frauen-Nationalmannschaft, dass das Zuschauer-Interesse am Frauenfußball immer größer wurde. Vor diesem Hintergrund konkretisierten sich die Planungen. Wir wollen nach 25 Endspielen in Berlin den nächsten Schritt für die Entwicklung des Frauenfußballs gehen.
Frage: Es gab 15 Bewerber für die Ausrichtung des DFB-Pokalendspiels der Frauen. Wie fällt Ihre Reaktion auf diesen Zuspruch aus?
Ratzeburg: Dass sich so viele beworben haben, hat mich überrascht und sehr erfreut. Ich werte das als deutliches Zeichen dafür, dass das Interesse an guten Frauenfußballspielen groß ist.
Frage: Welche Zukunft sehen Sie für das eigenständige Pokalfinale der Frauen?
Ratzeburg: Wir können natürlich nicht erwarten, dass beim ersten eigenständigen Pokalfinale der Frauen gleich 40.000 oder 50.000 Zuschauer kommen. Das muss sich erst über Jahre entwickeln. Wenn das eigenständige Finale jedoch so angenommen wird wie es sich alle erhoffen, habe ich keine Sorge.
29.05.2009 07:58 DFB-Pokal Frauen
Duisburg peilt gegen Potsdam zweiten Pokalgewinn an
Im Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen 2008/2009 stehen sich am Samstag im Olympiastadion Berlin der frischgebackene UEFA-Pokal-Sieger FCR Duisburg und Turbine Potsdam gegenüber. Die ARD überträgt das Frauen-Finale ab 16.30 Uhr live.
Potsdam konnte die Trophäe in den Jahren 2004 bis 2006 gewinnen, der FCR siegte 1998. Duisburg hatte sich im Halbfinale des DFB-Pokals der Frauen 3:1 (1:1) gegen den VfL Wolfsburg durchgesetzt. Finalgegner Potsdam behielt gegen die SG Wattenscheid 09 3:0 (1:0) die Oberhand.
Titelverteidiger 1. FFC Frankfurt war bereits in der 2. Hauptrunde 0:1 am FC Bayern München gescheitert.
Schiedsrichterin des Frauen-Endspiels ist Martina Storch-Schäfer aus Petersberg.
29.05.2009 07:58 DFB-Pokal Frauen
Potsdam gegen Duisburg: Zwei Gegner - eine Philosophie
Jung, stürmisch, zukunftsfähig. Wenn sich Samstag (ab 16.30 Uhr, live in der ARD) im DFB-Pokalfinale der Frauen der 1. FFC Turbine Potsdam und der FCR 2001 Duisburg gegenüberstehen, dann treffen zwei Mannschaften mit ähnlicher Philosophie aufeinander. Sowohl der Potsdamer Trainer Bernd Schröder, als auch seine Duisburger Kollegin Martina Voss setzen auf offensive Spielweise und nachhaltige Talentförderung. Und gelten mit ihren Mannschaften als Modell mit Vorbildfunktion.
Vorbilder, die zudem erfolgreich sind. Nach Jahren des Umbruchs findet sich Potsdam in der laufenden Saison wieder in der Erfolgsspur. Und auch Duisburg konnte sein Image als ewiger Zweiter endlich ablegen. Der Gewinn des UEFA-Cups brachte den ersehnten Titel, den Martina Voss vor der Spielzeit als Ziel ausgegeben hatte. Ein Erfolg, der auch die Vorzeichen für das DFB-Pokalfinale ändert. „Wenn wir nicht UEFA-Cup-Sieger geworden wären“, sagt die Trainerin des FCR 2001 Duisburg, "dann würden wir im DFB-Pokalendspiel einen ganz anderen Druck spüren."
Schröder und Voss verbindet Freundschaft
Nun kann der FCR befreit nach Berlin reisen. "Natürlich würden wir zu gerne auch das DFB-Pokalfinale gewinnen", gibt Martina Voss zu, die mit Bernd Schröder eine aufrichtige Freundschaft verbindet. Beide achten die Leistung des Anderen in hohem Maße. "Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Bernd Schröder. Er ist sicher ein anderer Typ als ich, hat eine andere Art der Ansprache und Führung. Doch schafft er es immer wieder Spielerinnen leistungsmäßig nach vorne zu bringen, fit zu machen und zu begeistern", erläutert Martina Voss.
Eine hohe Meinung von seiner Duisburger Kollegin hat auch Bernd Schröder. "Sie ist eine sehr gute Trainerin. Was sie in Duisburg leistet, verdient höchste Anerkennung", erklärt er. Sein Lob geht so weit, dass er sagt: "Duisburg ist die beste Mannschaft der Liga, hat individuell die besten Spielerinnen." Allerdings muss Potsdam sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Nach einem 2:2 in der ersten Saisonhälfte der Bundesliga gab es im Rückspiel ein klares 3:0 für die Turbinen – wohlgemerkt im Duisburger Stadion. Bernd Schröder erwartet in Berlin dennoch ein Spiel mit offenem Ausgang. Und mit vielen Toren. "Ich hoffe auf eine tolle, offensiv geführte Begegnung. Am liebsten wäre es mir, wenn es 5:5 ausgeht und es dann Elfmeterschießen gibt. Es geht gar nicht primär um den Sieg, sondern darum, dass die Leute ein begeisterndes Frauenfußball-Spiel erleben."
Würdiges Endspiel zum Abschied von Berlin
Gegen ein knappes 1:0 für seine Mannschaft hätte Bernd Schröder am Ende aber sicher auch nichts einzuwenden. "Für uns ist es das letzte Heimspiel in Berlin bevor der Austragungsort wechselt – natürlich ist das etwas Besonderes", räumt er ein, der mit Potsdam schon drei Mal den DFB-Pokalsieg feiern konnte. Dass Turbine immer dann, wenn es den Einzug ins Endspiel nach Berlin schaffte, der Sieg gelang, ist Martina Voss bewusst. Aber: "Das sollten wir mal ändern", findet die 125-malige Nationalspielerin.
Einig sind sich Martina Voss und Bernd Schröder, dass die Zuschauer zum Abschied des Frauenfinales aus Berlin ein würdiges Endspiel erleben werden. "Ich denke, wir werden Frauenfußball vom Feinsten sehen", prognostiziert der Potsdamer Trainer. "Wir haben eine klare Zielstellung – offensiven und damit auch attraktiven Fußball zu spielen, um auch für eine Nachhaltigkeit im Sinne des gesamten Frauenfußballs zu sorgen. Gerade im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land wollen wir unsere Sportart ordentlich vertreten."
Martina Voss ergänzt: "Ich finde, das ist ein Top-Finale. Dass zwei von den besten vier Mannschaften der Bundesliga im Endspiel stehen, ist krönender Abschluss für knapp ein viertel Jahrzehnt Frauenfußball in Berlin. Wir können so noch ein Mal zeigen, dass sich der Frauenfußball in Deutschland sehr gut entwickelt hat."
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