Montag, 11. Mai 2009

Formel 1 News

Bei Brawn GP hängt der Haussegen schief

Dicke Luft bei Brawn GP nach dem Großen Preis von Spanien - und das trotz Doppel-Triumph auf dem Circuit de Catalunya. Grund: Der zweitplatzierte Rubens Barrichello fühlt sich von seinem Team verschaukelt, drohte seinem Chef Ross Brawn nach dem Rennen ganz offen mit dem Ausstieg. "Ich habe ihm gesagt, dass ich den Helm an den Nagel hänge, wenn er irgendwas gemacht hätte, damit Jenson das Rennen gewänne", sagte der WM-Zweite brasilianischen Medien.

Barrichello war stinksauer, weil das Team während des Rennens die Strategie für Button änderte. Statt wie ursprünglich geplant drei Mal stoppte der Brite nur zwei Mal und schnappte damit seinem Teamkollegen Barrichello, der drei Mal zum Nachtanken und Reifenwechsel musste, den Sieg weg. "Ich wäre darüber gerne früher informiert worden", schimpfte der 36-Jährige, der allerdings auch zugab, dass es wohl purer Zufall gewesen sei, dass auch zwei Stopps den Sieg gebracht hätten.

Barrichello fühlt sich an Ferrari-Zeit erinnert

Doch mit der Rolle als Nummer 2 hinter WM-Spitzenreiter Jenson Button will sich Barrichello in keinem Fall zufrieden geben. Der mit 273 Grand-Prix-Einsätzen dienstälteste Pilot fühlte sich an seine Ferrari-Zeit erinnert, als er in der Teamtaktik immer wieder gegen Rekord-Weltmeister Michael Schumacher den Kürzeren zogen.

Unvergesslich nicht nur für Barrichello: Der Funkspruch von Ferrari-Teamchef Jean Todt beim Großen Preis von Österreich. "Let Michael pass for the Championship", mit dem Todt den Brasilianer aufforderte, seinem Teamkollegen Schumacher den Sieg kampflos zu überlassen

"Ich bin bei Ferrari deswegen ausgestiegen. Wenn ich irgendwas außerhalb des Reglements machen müsste, würde ich mich weigern", machte Rubinho seinem Boss Brawn deutlich. Der saß 2002 als Renn-Stratege mit am Ferrari-Kommandostand und zeigte in Barcelona sogar Verständnis für Barrichello. "Es wäre merkwürdig, wenn er froh wäre, hinter Jenson zu stehen", sagte der Brawn-GP-Teamchef, wehrte sich aber gleichzeitig gegen die Vorwürfe seines Fahrers.

Brawn: Bei uns gibt es keine Stallorder

"Schon in der ersten Kurve habt ihr gesehen, dass es keine Teamorder gab. Rubens gelang ein großartiger Start, als er Button überholte", sagte der Teammanger, der nach eigener Auskunft gerne einen Sieg von Barrichello gesehen hätte: "Das wäre optimal für unser Team gewesen."

Domenicali: Jetzt muss Schluss sein!

"Addio WM": Nachdem sich Ferrari so früh wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr aus dem Kampf um die Formel-1-Krone verabschieden muss, hat Teamchef Stefano Domenicali Tacheles geredet. "Wir müssen das gesamte Kontrollsystem und unsere Methoden auf den Prüfstand stellen, weil offensichtlich ist, dass wird nicht auf der Höhe sind. Das habe ich schon mal gesagt, aber es hat wohl nicht gereicht", betonte der Italiener, nachdem die Scuderia wegen einer Tank-Panne den ersten Podiumsplatz durch Felipe Massa in dieser Saison in Spanien verspielt hatte und Kimi Räikkönen durch einen Defekt vorzeitig gestoppt worden war.

Während sich Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo am Tag nach dem neuerlichen Desaster in den italienischen Medien (noch) nicht zu Wort meldete, stellte Domenicali klar: "In der Fabrik und auf der Piste muss jeder seinen Wert unter Beweis stellen." Unfassbare taktische Fahrlässigkeiten wie im Falle Räikkönens, der wie Massa in Malaysia im Glauben weiterzukommen, im ersten Zeitabschnitt der Qualifikation kläglich scheiterte, dazu die Unzuverlässigkeit der 'Roten Göttin', die der Scuderia und allen beteiligten das Leben derzeit eher zur Hölle macht.

Domenicali: Ich würde Platz machen

"Ich glaube nicht, dass ich das Problem bin. Aber wenn es nötig sein sollte, würde ich Platz machen", bot Domenicali, der das Amt Ende 2007 vom autoritären 'General' Jean Todt übernommen hatte, indirekt sogar seinen Rücktritt an. Die derzeitige Phase sei "sehr schmerzvoll", räumte der immer korrekt und höflich auftretende Domenicali ein, als er sich den italienischen und internationalen Medien nach dem Rennen im Motorhome stellte.
"Ferrari wieder miserabel: Massa landet ohne Benzin auf Platz sechs", schrieb am Montag dann 'La Repubblica'. Gleichwohl bot der Auftritt mit dem runderneuerten F60 auch einen kleinen Grund zur Hoffnung. Wäre Massa am Ende nicht der Sprit ausgegangen, hätte er zumindest Platz 4 eingefahren. "Das Auto ist sicher verbessert, aber jetzt muss mal Schluss mit den Problemen sein", forderte Domenicali.

Italienische Medien schreiben Alonso herbei

Denn sage und schreibe schon 38 Punkte Rückstand haben Ex- Weltmeister Räikkönen und Vizechampion Massa nach dem historischen Desaster-Start in die Saison auf Spitzenreiter Jenson Button im BrawnGP. "Game Over", befand daher die 'Gazzetta dello Sport' mit Blick auf den völlig aussichtslosen WM-Kampf.

Während Michael Schumachers Rolle, der am Wochenende nicht einmal einen Sitzplatz am Kommandostand der Scuderia bekam, umso möglicherweise zu dokumentieren, dass er keine strategischen Entscheidungen treffen darf, diesmal kein Thema in den Gazetten war, bringen die ersten indes Fernando Alonso als Cockpit-Kandidaten für 2010 klammheimlich wieder in die Spur. "Alonso fährt ein weltmeisterliches Rennen", lobte die 'Gazzetta dello Sport'. Von Komplimenten für das Ferrari-Duo keine Spur.

Alonso soll Räikkönen-Nachfolger werden

Die Tag von Kimi Räikkönen bei Ferrari scheinen gezählt. Teamchef Stefano Domenicali hat offenbar genug von dem Finnen. Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung 'Daily Star' würde der Italiener den 'Iceman' am liebsten sofort rauswerfen und bis zum Rest der Saison durch Testfahrer Marc Gene ersetzen. Grund: Räikkönen wirkt mehr und mehr lustlos und demotiviert. Seit 378 Tagen wartet der Champion von 2007 schon auf einen Sieg, in der vergangenen Saison wurde er von Teamkollege Felipe Massa deutlich in den Schatten gestellt.

Mit geschätzten 24 Millionen Euro Jahesgage verdient Räikkönen außerdem gut 8 Millionen mehr als sein brasilianischer Stallgefährte, der am Wochenende in Barcelona mit Platz 6 zumindest ansatzweise die Ferrari-Ehre rettete. Ohne die Panne mit der Tank-Anlage wäre für Massa sogar mindestens Rang 4 drin gewesen. Und während Massa ein freundschaftliches Verhältnis zu Ferrari-Ikone und -Berater Michael Schumacher pflegt, machte Räikkönen in der Vergangenheit keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber dem fünfmaligen Champion.

Umgekehrt scheint Räikkönen in Maranello bei niemandem mehr gut gelitten. Spätestens am Ende der Saison muss der 'Iceman' deshalb den roten Overall ausziehen, glauben Experten. Der britische Fernsehsender 'BBC' will erfahren haben, dass das Ende der Zusammenarbeit spätestens im September beim Heim-Grand-Prix der Scuderia in Monza verkündet wird.

Dann soll auch die spanische Santander Bank als neuer Sponsor vorgestellt werden und passend dazu Fernando Alonso als neuer Fahrer für die Saison 2010. Möglicherweise wird Räikkönen aber auch schon zu diesem Zeitpunkt die Formel-1-Rennen nur noch von der heimischen Couch verfolgen.

Vettel will in Monaco zurückschlagen

Ein Konkurrent nach dem anderen hakt die Weltmeisterschaft ab, doch Sebastian Vettel bläst im Kampf gegen die 'Formel Langeweile' zur nächsten Attacke auf Jenson Button und dessen Teamkollegen Rubens Barrichello. In knapp zwei Wochen beim Glamour-Grand-Prix in Monte Carlo will der 21-Jährige in seinem Red Bull den "Boost-Button" wieder in die zweite Reihe drücken. "Wir müssen die Pole Position kriegen und den Platz in der ersten Kurve verteidigen, so kommen wir nicht in den Verkehr", gab Vettel die Strategie für sich und seinen Teamkollegen und Spanien-Dritten Mark Webber aus.

Bei Buttons PS-Fiesta beim Großen Preis von Spanien war Vettel noch von Vize-Weltmeister Felipe Massa im Ferrari über 60 Runden lang aufgehalten worden. Gefährlich werden kann Brawn-GP-Pilot Button derzeit neben Vettel wohl nur noch sein Teamkollege. Der verbitterte Barrichello vermutete in der ersten Rage nach dem Rennen eine stall-interne Benachteiligung, weil seine Dreistopp-Strategie ihn den Sieg gegen den plötzlich auf zwei Boxen-Besuche umgestiegenen Teamgefährten gekostet hatte. In der WM-Wertung liegt Barrichello nach 5 von 17 Läufen Zweiter mit 27 Punkten hinter Button (41), aber vor Vettel (23).

Button auf den Spuren von Michael Schumacher

Vier Siege in fünf Rennen sprechen eine eindeutige Sprache für den 29-jährigen Button, der sich anschickt, in Schumacher-Manier den Titel einzufahren. "Wer kann Jenson Button nun noch stoppen?", fragte die 'Times' am Montag und schrieb von Anzeichen für einen "erdrückenden Gewinn der Weltmeisterschaft". In den vergangenen zehn Jahren gelang es jedenfalls nur einem Fahrer mindestens vier der ersten fünf Saisonrennen zu gewinnen: Michael Schumacher. Das war 2002 und 2004, beide Male holte er auch den Titel.

Für seinen Rennstall Ferrari ist 2009 dagegen der Kampf um die Fahrer-Krone gelaufen. "Ferrari enttäuscht - Massa gibt auf: Addio WM!", fasste die 'Gazzetta dello Sport' zusammen. Drei Punkte von Felipe Massa gegenüber 41 von Spitzenreiter Button - da ist jegliche Titelhoffnung Utopie. Auch Champion Lewis Hamilton ärgerte sich, dass er derzeit kein Auto hat, mit dem er seinen WM-Gewinn wiederholen kann.

Vettel: Hätten mit den Brawns kämpfen können

"Das Auto ist einfach so schlecht", es gebe keine Hoffnung, meinte der englische McLaren-Mercedes-Pilot. Auf dem Circuit de Catalunya musste Hamilton sogar die Höchststrafe über sich ergehen lassen, als er von Landsmann Button überrundet wurde. Während die Etablierten weiter auf die Suche nach der verlorenen Zeit gehen müssen, will Aufsteiger Vettel in Monte Carlo erneut sein Glück versuchen.

Für das Rennen im Zockerparadies will Red Bull neue Trümpfe spielen, um den 'Brawnies' Paroli zu bieten. Zum Einsatz soll dann auch erstmals ein Doppel-Diffusor kommen. Doch Vettel, der den möglichen zweiten Saisonerfolg in Spanien am Start aus den Augen verlor, war sich bereits nach dem letzten Rennen ohne Wunderwaffe schon sicher: "Wir hätten definitiv mit den Brawns kämpfen können. Wir haben ein gutes Auto, daher können wir zuversichtlich ins neue Rennen gehen."

Paris baut Formel-1-Strecke der Zukunft

Paris baut Formel-1-Strecke der Zukunft
Im hügeligen Westen von Paris wird der Traum von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Wirklichkeit. Vor dem Renault-Werk Flins bereiten schon die Bagger den Boden für die Formel-1-Strecke der Zukunft vor. Auf 95 Hektar soll das Renngelände an den Seine-Schleifen entstehen. Die "Pariser Formel 1" ist eines der Lieblingsprojekte von Zampano Ecclestone. Schon 2011 soll der Große Preis von Frankreich an der Seine gestartet werden. Renault will die neue Rennstrecke als Versuchsgelände nutzen. Doch Umweltschützer laufen Sturm.

Erst war erwogen worden, den Rennzirkus bei Disneyland im Osten von Paris zu veranstalten. Doch nun ist Flins/Les Mureaux klar in der Pole Position. Treibende Kraft ist das Département Yvelines, das nicht nur stolz ist auf seine drei früheren Königsorte Poissy, Saint- Germain-en-Laye und Versailles, sondern auch auf seine Autoindustrie mit 35 000 Mitarbeitern. Die Formel 1 soll die Yvelines zum Auto-Mekka machen.

Die kompakte Strecke von Les Mureaux soll elf Kurven auf 4,5 Kilometern Länge aufweisen, mit einer Beschleunigungsgeraden von einem Kilometer. Für 100 000 Zuschauer wird auf bequemen Tribünen Platz sein. Oberhalb der Boxengasse soll ein 2900 Quadratmeter großes Kongresszentrum samt Amphitheater mit 1000 Plätzen das ganze Jahr hindurch für Leben und Umsatz sorgen. Hier könnten Weltkongresse zur Auto- und Umwelttechnik stattfinden - immer mit Blick auf den teilstaatlichen Hersteller Renault, der auf dem Nachbargrundstück in Flins Elektroautos und Öko-Techniken entwickeln will.

Stararchitekt Jean-Michel Wilmotte plant die erste Rennstrecke mit dem Qualitätslabel HQU für Hohe Umweltqualität. Er setzt auf Bio- Materialien, eine begrünte Dachterrasse für das Kongresszentrum und Solarzellen auf den Tribünen.

In der Formel 1 war Frankreich bis zum Vorjahr fester Bestandteil, ehe der ungeliebte Grand Prix in Magny-Cours für dieses Jahr aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen wurde. Das Comeback in der Yvelines soll das Departement zum Technologie-Schaufenster der europäischen Autoindustrie machen. 60 Millionen TV-Zuschauer würden bei einem Rennen auf das Renault-Entwicklungszentrum schauen. Politiker träumen bereits von der Organisation eines Grand Prix der Elektroautos, in denen Renault die Zukunft sieht. Sie sehen die 112 Millionen Euro für die Formel 1 als Teil einer 330-Millionen-Hilfe für die Autobranche.

Wenn nur die Bürger nicht wären. Viele Anwohner glauben weder an den wirtschaftlichen Nutzen noch an die Umweltfreundlichkeit des Projektes. Mit den 112 Millionen Euro würden gerade mal 50 Stellen geschaffen, meint die Bürgerinitiative "Flins ohne F1". Für die Umweltschützer von "Agir pour l'Environnement" ist es heller Wahnsinn, eine Rennstrecke ausgerechnet auf einer für Biobauern vorgesehenen Fläche zu bauen. Und das in einem Gebiet, das 400 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt.

Die Regierung fordert zwar eine "Umweltgarantie", doch viele Minister sind für das Formel-1-Projekt. Da kann die Zeitung "Le Monde" noch so sehr gegen "diese Saurier, diese Männer der Vergangenheit, die ewigen Betonierer, diese Auspuff-Nostalgiker" wettern. Jetzt sollen zwei "seltsame Vögel" die Rennwagen stoppen: der Kiebitz und der Triel. Die Projektgegner führen den Artenschutz an, um den Rennzirkus zu stoppen. Beide taubengroßen Vögel brüten auf dem Boden, wo schon die Bagger stehen. Und beide sind streng geschützt. Denn beide sind höchst selten. Fast so selten wie Formel- 1-Rennstrecken.

F1-Spektakel in Rom

F1-Spektakel in Rom
Die ewige Stadt Rom treibt ihre Pläne als künftiger Formel-1-Gastgeber voran. Am Donnerstag stellte Bürgermeister Gianni Alemanno in der italienischen Hauptstadt das Projekt zusammen mit dem Geschäftsmann Maurizio Flammini. Als Ziel für die Stadt-Rennpremiere Roms haben sich die Offiziellen 2012 gesetzt, eine offizielle Bewerbung gibt es aber noch nicht. Private Investoren sollen bereit sein, 160 Millionen Euro im ersten Jahr für das Projekt zu geben. Durch das PS-Spektakel hofft man auf zusätzlich 324 000 Touristen. Die Streckenlänge soll 4,669 Kilometer betragen, die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 177 Stundenkilometern liegen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen