Montag, 11. Mai 2009

Ergebnis des Rennens in Barcelona

Schwacher Start zerstört Vettels Rennen

Jenson Button und Brawn GP scheinen auf dem Weg zum ersten WM-Triumph kaum zu stoppen. Während der Brite beim 5. WM-Lauf seinen 4. Saison-Sieg vor Teamkollege Rubens Barrichello feierte, verspielten Sebastian Vettel und Red Bull einen möglichen Podiumsplatz für Deutschlands WM-Hoffnung. Der 21-Jährige musste sich nach zuletzt zwei Podesträngen mit dem vierten Platz hinter seinem Teamkollegen Mark Webber begnügen und verlor damit im Titelrennen ein wenig den Anschluss an Spitzenreiter Button.

"Ich hing das ganze Rennen hinter Felipe Massa fest", grummelte Vettel, der bereits am Start hinter dem dank Energie-Rückgewinnungssystem KERS mit Zusatz-PS ausgestatteten Ferrari-Piloten zurückfiel und damit seine guten Chancen auf den dritten Podestplatz in Folge einbüßte. Auch Nick Heidfelds Hoffnung auf ein passendes Geburtstagsgeschenk beim Europa-Auftakt erfüllte sich nicht. Der 32 Jahre alt gewordene BMW-Sauber-Pilot sicherte sich als Siebter wenigstens zwei WM-Zähler. "Von Startplatz 13 noch auf Rang 7 vorgefahren zu sein ist okay", zeigte sich 'Quick Nick' dennoch zufrieden.

Frühes Aus für Sutil bei Start-Kollision

Während Nico Rosberg sich im Williams nach 66 weitgehend langweiligen Runden als Achter auch noch einen Punkt sammelte, ging Toyota-Pilot Timo Glock als Zehnter leer aus. Aufregend gab es eigentlich nur am Start, beim dem sich Barrichello von Position 3 vorbei an Vettel und Teamkollege Button auf Platz 1 katapultierte. Vettel musste trotz Kampflinie auch noch dem von Rang 4 gestarteten Massa den Vortritt lassen. Dahinter krachte es gewaltig: Toyota-Pilot Jarno Trulli, der Ausgangs der Schikane nach Start und Ziel von der Strecke ins Kiesbett gerutscht war, kollidierte bei seiner Rückkehr auf die Strecke mit Force-India-Pilot Adrian Sutil. In der Folge fuhren dahinter auch noch die Toro-Rosso-Fahrer Sebastien Bourdais und Sebastien Buemi ineinander.

Für alle vier Piloten war das Rennen damit beendet, um die havarierten Fahrzeuge sicher zu bergen, musste außerdem das Saftey-Car auf die Strecke. Der fliegende Neustart am Ende von Runde 5 brachte keine Positionsveränderungen an der Spitze: Problemlos verteidigte Barrichello seine Führung vor Button, Massa und Vettel. Ein Angriff von Alonso auf den fünftplazierten Webber bescherte den Zuschauern auf der Haupttribüne die einzigen beiden Überholmanöver des Rennens: Erst schnappte sich Alonso Platz 5, noch vor der ersten Kurve schlug Webber zurück, holte sich damit seine Position zurück und legte damit den Grundstein für seinen erstn Podiumsplatz in dieser Saison.

Vettel von Massa eingebremst

Doch zunächst tat sich nicht viel auf der Strecke. Auch die ersten Boxenstopps, die Button in Runde 19 eröffnete, brachten keine Veränderungen unter den Top 4. Den "Brawnies“ an der Spitze war es bis dahin nicht gelungen, sich entscheidend abzusetzen, obwohl Vettel ganz offensichtlich hinter Massa festhing und keinen Weg vorbei an dem Ferrari-Piloten fand. Das änderte sich auch nicht beim ersten Stopp, zu dem beide parallel in Umlauf 20 in die Boxengasse abbogen. Bereits 11 Runde später legte Barrichello seinen 2. Stopp ein. Damit war klar: Das Team hatte den Brasilianer mit einer Drei-Stopp-Strategie ins Rennen geschickt, durch die der Brawn-GP-Pilot zunächst hinter Massa und Vettel auf Platz 4 zurückfiel.

Der zweite Stopp von Massa und Vettel, den beide erneut gleichzeitig in Umlauf 43 absolvierten, spülte Barrichello wieder auf Position 2, Massa und Vettel noch hinter Webber zurück auf die Plätze 4 und 5. Der führende Button drehte vor seinem zweiten Service noch 5 weitere Runden, übernahm aber zwei Umläufe später wieder die Führung, als sein Teamkollege Barrichello gemeinsam mit Webber, zum letzten Mal zum Nachtanken und Reifenwechsel kam. Der Brasilianer und der Australier sortierten sich auf den Plätzen 2 und 3 wieder ein. Der späte 2. Stopp von Webber hatte sich ausgezahlt und dem von Platz 5 ins Rennen gegangenen Red-Bull-Mann einen Platz bei der Siegerehrung beschert.

Erneutes Debakel für McLaren und Ferrari

Vettel machte in der Schlussphase noch einmal mächtig Druck auf Massa und fand in der viertletzten Runde endlich doch noch einen Weg vorbei an Massa, der kurz zuvor von seinem Team aufgefordert worden war, wegen Spritmangels das Tempo zu drosseln. Offenbar hatte man dem Brasilianer bei seinem 2. Stopp zu wenig Benzin in den Tank gefüllt. Die nächste peinlich Panne der Scuderia an diesem Wochenende, nachdem man im Qualifying durch eine falsche Strategie das frühe Aus von Kimi Räikkönen in der 1. K.o.-Runde verschuldet hatte. Im Rennen musste der Finne seinen roten Renner bereits nach 18 Runden wegen eines technischen Defektes abstellen und blieb damit erneut ohne WM-Punkte.

Für McLaren-Mercedes kam es noch schlimmer: Titelverteidiger Lewis Hamilton wurde überrundet Neunter. "Überrundet zu werden ist die Höchststrafe", gestand Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Zu allem Übel rollte Heikki Kovalainen im zweiten McLaren-Mercedes wegen eines technischen Defektes schon nach sechs Runden aus. Haug hatte zumindest als Motorenlieferant einen kleinen Trost: "Brawn ist weiter klar die Messlatte im Feld und wir freuen uns natürlich sehr, dass wir bei ihren vier Siegen in bisher fünf Rennen mit unserem Motor den Antrieb liefern konnten."

Ferrari wie in alten Zeiten

Peinlich, peinlich - Ferrari fällt mehr und mehr in Vor-Schumacher-Zeiten zurück. Damals zu Beginn der 1990er Jahre machte die Scuderia weniger durch Erfolge, als vielmehr durch peinlich Panne von sich reden. So wie jetzt beim Großen Preis von Spanien, wo die Roten mit runderneuertem Auto eigentlich auf die Trendwende in einer bislang total verkorksten Saison gehofft hatten. Lange Zeit sah es tatsächlich nach dem ersten Erfolgserlebnis in diesem Jahr für das Team aus Maranello aus.

Michael Schumacher ballte die Faust und nickte zuversichtlich, doch am Ende stellte sich der zweite Boxenstopp von Felipe Massa als die nächste peinliche Panne der Scuderia heraus. "Du musst Sprit sparen, es ist für eine Runde zu wenig", rief Massas Renningenieur kurz vor Schluss des Rennens dem Brasilianer via Funk zu. Die bittere Folge: Der lange drittplatzierte Massa rollte auf Sparmodus als Sechster ins Ziel. Fast hätte ihn sogar noch BMW-Pilot Nick Heidfeld kurz vor der Zielline kassiert. "Zum Schluss musste ich zurückstecken, sonst wäre ich ohne Benzin stehen geblieben", stöhnte Massa.
Taktische Kreisklassen-Leistung

Kollege Kimi Räikkönen war erst gar nicht so weit gekommen. Nach 16 Runden war der Grand Prix für den Finnen wegen eines technischen Defekts vorzeitig beendet. Die vierte Nullnummer im fünften Saison-Rennen für den Champion von 2007 und das nächste Debakel für die Scuderia, die mit mickrigen sechs Punkten als düpierter Titelverteidiger auf Rang sieben der diesjährigen Konstrukteurswertung liegt. Hinzu kommen kapitale Fehlentscheidungen.

In Malaysia verzockten sich die roten Strategen in der Qualifikation bei Massa: Der Vize-Weltmeister schied als 16. bereits in der ersten K.o.-Runde aus. Ein Lerneffekt blieb aus: In Spanien gab es die gleiche taktische Kreisklasse-Leistung wie in Sepang. Diesmal war Räikkönen der Leittragende: Der Iceman musste in Barcelona ebenfalls von Position 16 starten. In den italienischen Medien dürften nun die Diskussionen um die Teamleitung und die Rolle Schumachers, der in Barcelona wieder einmal das Rennen vom Kommandostand verfolgte, erst so richtig losgehen.

"Dieser Sieg bedeutet mir eine Menge"

Sie haben gleich beim Start die Pole Position wieder abgeben müssen, als ihr Teamkollege Rubens Barrichello Sie überholt hat. Wie haben Sie das erlebt?
Jenson Button (Brawn GP): Mein Start war nicht so schlecht, aber der von Rubens war fantastisch. Es war schwer, ihn zu schlagen. Ich habe dann soviel Druck gemacht, wie ich konnte.

Hat die Strategie - Sie auf Zwei-Stopp, Barrichello auf drei - den Ausschlag über den Sieg gegeben?
Jenson Button:): Wir wollten eigentlich beide eine Dreistopp-Strategie fahren. Wir haben dann aber umgestellt. Erst eine Runde, bevor ich gehalten habe. Ich war allerdings nicht sicher, ob eine Zwei-Stopp-Strategie richtig wäre. Ich war mit sehr viel Benzin sehr schwer. Als ich vor (Felipe) Massa aus der Box kam, habe ich versucht, soviel Vorsprung rauszufahren, wie ich konnte.

Sie haben nun vier Siege in den ersten fünf Rennen geholt. Wie wichtig war der Erfolg beim Europa-Auftakt?
Jenson Button:): Dieser Sieg bedeutet mir eine Menge. Es war sehr wichtig. Zurück nach Europa zu kommen und zu gewinnen, das gibt mir viel Zuversicht für den Rest der Saison. Ein Traum wird wahr. Wenn es läuft, dann läuft es einfach. Ich bin sehr stolz auf das gesamte Team. Danke an Euch alle. Auch an Mercedes-Benz (Motorenpartner), ohne die wir nicht dort stehen würden.

Wie schwer ist es, noch nicht an den WM-Titel zu denken?
Jenson Button:): Zu diesem Zeitpunkt der Saison muss man sehr aggressiv sein und um jeden Punkt kämpfen. Wir müssen in jedem Rennen alles aus dem Auto rausholen. Es ist eine vernünftige Führung und es fühlt sich gut an.

Was zeichnet das BrawnGP-Auto aus?
Jenson Button: ):Das Tolle an dem Auto ist, dass man so aggressiv fahren kann wie man will, es aber keine Reifen frisst. Es kommen aber so viele Faktoren zusammen, dass ich als Erster die Ziellinie überquert habe, womit ich nicht gerechnet hatte.

Womit rechnen Sie in Monaco in zwei Wochen?
Jenson Button: ):Monaco ist so unterschiedlich zu diesem Kurs hier. Ich freue mich darauf. Aber dieser Junge (Barrichello) wird eine große Herausforderung sein - dafür sind wir aber hier. Ich bin sicher, dass es kein langweiliges Rennen wird.


Vettel: "Der Start war nicht erfolgreich"

Jenson Button (Brawn GP): “Wir waren eigentlich beide auf derselben Strategie, aber dann haben sie bei mir auf zwei Stopps umgestellt, um ganz auf Sicherheit zu gehen. die Dreistoppstrategie war aber die schnellste. Ich war mir nicht sicher, ob die Entscheidung richtig war. Als ich vollgetankt war, war ich sehr sehr schwer, ich hätte nicht gedacht, dass ich vor Massa und Vettel aus der Box komme. Es hat geklappt. Dann hab ich mich konzentriert und versucht, so konstant wie möglich zu fahren. Jetzt hier mit dem Sieg nach Hause zu gehen, ist eine Supersache. Ich habe Respekt vor der Strecke, ich finde sie sehr schwierig. Das gibt mir enorm Selbstvertrauen. Ein Traum wurde wahr. Die Saison war bisher traumhaft. Auch wenn es hart auf hart kommt, gewinnen wir noch. Wenn es läuft, dann läuft es. Ich bin absolut happy und das Team auch. Wir haben mit dem neuen Paket immer noch einen Vorsprung.“

Sebastian Vettel (Red Bull): “Der Start war nicht sehr erfolgreich. Rubens hatte den besten Start. Als Vierter in die erste Kurve einfahren zu müssen, ist schon ein großer Nachteil. Später haben wir versucht, den Rubens ein wenig auszutricksen. Wir haben klar gesehen, dass der Mark (Webber) auf zwei Stopps geht, weil er länger betankt wurde. Wir dachten, Ferrari zieht nach, wir gehen auf drei Stopps und kommen vor Massa raus und können schön davonfahren und das Thema ist erledigt. Aber leider ist das nicht aufgegangen und ich hing das ganze Rennen hinter Massa fest. Beim zweiten Boxenstopp war es genau das gleiche. Frustrierend, sehr frustrierend, immer hinter dem roten Auto herfahren. Dann fährt man wieder etwas ran, dann bauen die reifen ab, man fällt zurück usw., es ist unheimlich schwer gewesen, heute zu überholen - plus in der letzten kurve hat er immer auf seinen Knopf gedrückt und ist weggezogen. Auf der Geraden habe ich gedacht, dass gibt’s doch nicht, ich war doch gerade noch dran.“

Ross Brawn (Teamchef Brawn GP): “Eigentlich wollten wir drei Stopps fahren, mussten aber bei Jenson wegen des Verkehrs auf 2 Stopps umsteigen. Der zweite Reifensatz bei Rubens war ganz schlecht, das war rennentscheidend. Über die WM sage ich noch nichts, wir müssen sehen, wie es weitergeht.“

Haug: "McLaren hat einen Sack voll Arbeit"

Felipe Massa (Ferrari): “Nein, ich träume nicht von Vettel, wir sind zwar fast das ganze Rennen zusammen gefahren, aber das war eine Frage des Benzins. Es war für ihn schwer, an mir vorbeizukommen. Ich hab meine Position halten können, auch wenn er das ganze Rennen hinter mir war. Am Schluss musste ich zurückstecken, denn mein Problem war, dass ich sonst ohne Benzin dagestanden wäre. Ich weiß nicht, warum die Spritberechnung falsch war, vielleicht ein rechnerisches oder technisches Problem. Ich habe dem 2. Stint hatte ich viel übersteuern, weil eine Radabdeckung sich gelöst hatte.“

Nick Heidfeld (BMW Sauber): “Ich habe mir zum Geburtstag Punkte gewünscht, weil ich mir gedacht habe, wünschen kann man sich ja alles. Auch wenn ich wusste, dass es sehr schwierig werden wird, von P13 in die Punkte zu kommen. Entscheidend war der Start, bei dem ich Plätze gutmachen konnte. In der ersten Kurve wurde es sehr eng, ich bin auch berührt worden, hätte mich sogar fast gedreht. Ich habe gut reagiert und konnte den Wagen abfangen. Ich habe auch wieder mal eine gute Boxen-Crew gehabt und bin am Ende noch an Nico (Rosberg) vorbeigekommen. Ich bin sehr zufrieden, von 13 auf P7 gefahren zu sein. Das ist auch schön fürs Team, dass es sieht, dass es bergauf geht mit den Neuerungen. Jetzt hoffen wir für die nächsten Rennen, noch ein paar Schritte vorwärts zu kommen.“

Nico Rosberg (Williams): “Das weinende Auge überwiegt heute. Der 5. Platz war drin. Am Anfang konnte ich die Pace super mitgehen und dann, wie ein umgelegter Schalter, geht die Hinterachse gar nicht mehr. Dann ist es sehr schwierig zu fahren, ich habe nur gekämpft, um das Auto auf der Strecke zu halten. Wie ein schwimmendes Heck. Das hat mich einige Plätze gekostet.“

Timo Glock: “Der Start hat schon alles kaputt gemacht, eigentlich. Ich habe dann relativ lange hinter Nico (Rosberg) festgehangen, aber unser Auto hatte keine wirklich gute Balance heute. Immer wenn ich mal näher an einen rangefahren bin, hatte ich so viel Verwirbelungen, dass kein Abtrieb mehr da war. Das war einfach nicht unser Rennen.“

Adrian Sutil (Force India): “Plötzlich kam ein Toyota-Auto direkt in mein Auto geschossen, Es war Trulli. Er war so schnell, ich konnte gar nichts machen. Ich bin nicht verletzt, es geht mir wunderbar. Es war ein normaler Einschlag. Es ist schade, in der 1. Runde will man nicht ausscheiden.“

Norbert Haug: “Wir sind zu langsam, die Hochgeschwindigkeitskurven können wir überhaupt nicht. Und das muss sich dramatisch ändern. Wir wussten es und hatten das angekündigt. Überrundet zu werden, ist die Höchststrafe, da nützt es auch nichts, wenn andere auch langsam sind. Die Brawns sind die Messlatte. Es ist das Erfreuliche, dass wir die Motoren liefern, die Zuverlässigkeit haben, vier Siege in fünf Rennen, aber unser Stammteam ist McLaren, und da sind wir zu langsam. Das es geht, zeigen die Kollegen von Brawn. McLaren hat einen Sack voll Arbeit.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen