09.04.2009 10:43 DFB-Pokal Frauen DFB.DE EXKLUSIV
Wattenscheid "völlig entspannt" vor Spiel des Jahres
Thomas Obliers hat eine besondere Art von Humor. „Wenn ich nicht irre“, sagt der Trainer des Zweitligisten SG Wattenscheid, „ist Turbine Potsdam Bundesliga-Tabellenführer.“
Natürlich weiß der Trainer des Zweitligisten SG Wattenscheid ganz genau, welches Format der Gegner seiner Mannschaft im Halbfinale des DFB-Pokals am Ostermontag (ab 14 Uhr) besitzt. Spitzenreiter sind die Brandenburgerinnen, haben zuletzt beeindruckende Leistungen gezeigt und sich somit an die Spitze der Top-Vier in der Tabelle gesetzt.
Das Team von Bernd Schröder strotzt derzeit nur so vor Selbstbewusstsein und will unbedingt das letzte Finale im DFB-Pokal der Frauen, das in der Nachbarstadt Berlin ausgetragen wird, erreichen. All das ist Thomas Obliers sehr wohl bewusst. „Potsdam“, sagt er, „ist schließlich nicht irgendeine Mannschaft.“ Und weil das so ist, könne man auch völlig entspannt die Reise zum Auswärtsspiel antreten: „Schließlich haben wir nichts zu verlieren.“
Hoffen auf den zweiten Streich
Genau in der scheinbaren Aussichtslosigkeit des Unterfangens sieht Thomas Obliers einen möglichen Vorteil für sein Team. „Eine Chance hat man immer“, sagt der Trainer. „Die hat man auch gegen eine Mannschaft, die uns vermeintlich haushoch überlegen ist.“ Wer wüsste schon, was passiert, wenn seinem Team ein frühes Tor gelinge, Potsdam dann vielleicht unter Druck gerate. Dann, ja dann. „Im Fußball – und diese Phrase muss jetzt mal sein – im Fußball ist viele möglich.“
Im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den Reviernachbarn SG Essen-Schönebeck hat die SG Wattenscheid schon einmal gezeigt, dass sie mit einem klassenhöheren Gegner mithalten kann. Kurz vor Weihnachten gelang dem Team in der Verlängerung ein umjubeltes 2:1. Mit einer ähnlichen Einstellung will Wattenscheid nun auch gegen Potsdam seine Chance suchen, um den zweiten Streich perfekt zu machen.
„Damals standen wir taktisch sehr diszipliniert in der Abwehr und haben unsere wenigen Chancen genutzt. Wir sind mit einfachem Fußball erfolgreich gewesen“, erinnert sich der Trainer, der gegen Potsdam auf Ramona Petzelberger und Kyra Malinowski verzichten muss. Die beiden Jugendnationalspielerinnen wurden in das Aufgebot für die zweite EM-Qualifikationsrunde zur U 17-EM berufen, die derzeit in Ungarn stattfindet.
Personeller Umbruch nach Abstieg
Ein weiterer unerwarteter Erfolg im DFB-Pokal wäre für Wattenscheid die Krönung einer Saison, die in der Liga bislang vor allem in der Vorrunde durchwachsen lief. Denn die SG machte nach dem Bundesliga-Abstieg 2008 einen personellen Schnitt und tauschte nahezu den kompletten Kader aus. Stammkräfte, wie etwa Nationalspielerin Kerstin Stegemann, die zum Herforder SV ging, oder Daniela Löwenberg, Caroline Hamann und Sabrina Dörpinghaus, die sich Essen-Schönebeck anschlossen, verließen den Verein. 13 neue Spielerinnen kamen hinzu, zuvorderst Talente.
Die Anfangschwierigkeiten hatte Thomas Obliers deshalb eingeplant. Sein Team stabilisierte sich allerdings zunehmend und vor allem nach der Winterpause lief es für die SG Wattenscheid besser. Allerdings kann der Tabellenfünfte der Südstaffel sechs Spieltage vor Schluss nicht mehr in den Kampf um die Meisterschaft eingreifen. Auch der Klassenverbleib ist längst erreicht.
„Für uns ist die Spannung in der Liga schon ein bisschen raus“, gibt Obliers deshalb zu. Ganz anders verhält es sich da im DFB-Pokal. Auch wenn die SG Wattenscheid dort nur Außenseiter ist. „Mit viel Glück und der richtigen Einstellung ist vielleicht was drin“, hofft der Coach. Auch gegen den Bundesliga-Tabellenführer.
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